Hallo alle miteinander!
Warum bin ich eigentlich nach Deutschland gekommen?
Ich komme aus Syrien. Ich bin 18 Jahre alt und wohne hier mit meiner Familie. Geboren bin ich in Syrien, wie auch mein Vater. Er heißt Mohammed. Mein perfekter Vater hat die Schule nur bis zur 6.Klasse besucht, weil er arbeiten musste. Er hat angefangen zu arbeiten als er 12 oder 13 war und sein ganzes Leben hart gearbeitet, genau wie mein Opa. Mein Vater hat mit 24 meine Mutter geheiratet und drei Jahre später sein eigenes Haus gebaut. In der Zwischenzeit lebten sie bei meinen Großeltern, wo auch mein großer Bruder geboren wurde. Mein Vater arbeitete bei seinem Vater, also bei meinem Opa, nicht bei fremden Leuten. 7Jahre später kaufte er sich ein großes Auto. Mein Opa hatte bereits einen Traktor und eine große Betonmischmaschine, die mein Vater benutzen durfte, und mein Vater kaufte nach einer Weile noch einen kleinen Radlader. Sie besorgten dann noch einen Mähdrescher, mit dem auch mein Onkel arbeiten konnte.
Nach zwei Jahren erfolgreicher und harter Arbeit, baute mein Vater noch ein Haus für meinen großen Bruder. Das war 2008 oder 2009. 2011 wollte er auch ein zweistöckiges Haus für mich bauen. Also zweistöckig, weil ich diese Bauweise immer so schön fand.
Ja, ich wollte immer ein großes Haus, wie das meines Vaters. Mit drei großen Zimmern, einem gemütlichen Wohnzimmer, zwei Toiletten, einem Badezimmer und zwei großen langen Fluren. Das Haus meines Bruders wurde auch so gebaut.
Und ja, ich wollte das alles haben. Ich wollte sogar ein Auto, ein Motorrad, wie mein Vater und jeder könnte damit fahren. Also, mein Bruder, meine Cousins und so. Aber, das hat nicht geklappt. Mein Traum wurde nicht verwirklicht, da der Krieg begann.
Der Krieg fing 2011 in Syrien an, aber in meiner Stadt, wo ich geboren wurde, hat es am 02.12.2012 begonnen. An diesem Tag begannen die Probleme, begann der heftige Beschuss auf meine Stadt. Viele Menschen wurden getötet. Kinder, Frauen, aber vor allem viele Jugendliche und Männer sind gestorben, nur weil sie Freiheit und unsere Stadt unterstützen wollten.
Wir sind dann in eine andere Stadt gefahren, aber ich wollte bei meinen Cousins und Onkels bleiben. Ich wollte einfach in meiner Stadt bleiben, aber ich durfte nicht.
Erst nach drei Monaten bin ich wieder in meine Stadt zurück gegangen.
Ich sah Aqrab, meine Stadt, und wünschte, ich wäre nie gegangen. Was ich da sah, hatte ich noch nie zuvor gesehen. - Meine ganze Welt, meine Zukunft, alle Wünsche und Pläne, brachen in diesem Moment zusammen. – Meine komplette Stadt, alle Gebäude, unsere Häuser, die Geschäfte und das Krankenhaus, alles war zerstört.
Im selben Augenblick begann erneut das barbarische Feuer. Unnachgiebig, wahllos, zerstörend. Und ehrlich, ich hatte einfach nur Angst und wusste nicht, was ich machen sollte. Ich wollte nur nach Hause, aber mein Onkel ließ mich nicht gehen. Die Gefahr, dort getötet zu werden, war zu groß. Ich schrie ihn an, ich flehte. Mir war alles egal, ich wollte heim, und irgendwann ließ er mich gehen. Aber nur in Begleitung meines Cousins und wir mussten versprechen, sofort zurückzukommen, falls etwas passiert. Und so sind wir losgegangen. Als wir unser Zuhause erreichten, begann der Beschuss erneut. Mein Cousin fürchtete sich so, dass er direkt zu meinem Onkel zurück wollte, doch ich sagte: „Nein“. Er schaute entsetzt und zugleich wütend „wenn wir bleiben, werden wir noch bombardiert“, schrie er, griff meine Hand und zerrte mich zurück zu meinem Onkel.
Bei meinem Onkel, in dieser beängstigenden Situation mit täglichen wahllosen Bombardierungen von Kampfflugzeugen, blieben wir ein ganzes Jahr. Und es gab natürlich keine Orte an denen man sich vor den Bombenangriffen verstecken konnte. Zu jener Zeit konnten wir nur beten.
Als der Beschuss endlich aufhörte, hörten meine Freunde und ich, dass im Osten der Stadt jemand lag und niemand wusste, wer diese Person ist. Wir fuhren sofort hin. Der leblose Körper lag auf dem Bauch und keiner wollte ihn anfassen. Wir dachten, es könnte eine Granate darunter versteckt sein. Wir beschlossen es zu riskieren und ich näherte mich langsam dem Leichnam. Plötzlich schaute mich mein Cousin merkwürdig an, griff beherzt zu und half mir, ihn hochzuheben. Wir haben ihn auf unseren Händen getragen und als ich sein Gesicht zu sehen bekam, erkannte ich ihn sofort. Er war mein Geschichtslehrer. Ich war sehr traurig und erinnerte mich, wie er mich unterrichtet hatte, wie er mich geschlagen hatte, wenn ich die Hausaufgaben nicht hatte, aber in diesem Moment liebte ich ihn trotzdem.