Hallo,

ich komme aus dem Irak. Ich bin Jeside. Im Irak habe ich in einem kleinen Dorf gelebt. Dieses Dorf heißt Doghat und liegt in der Nähe von Mossul. Dort habe ich mit meiner Familie in einem Haus gelebt. Ich bin zur Schule gegangen, habe mit meinen Freunden Fußball gespielt, wir sind Fahrrad gefahren und haben zusammen gegessen. Jeden Tag haben wir etwas zusammen gemacht. Meine Großeltern mütterlicher- und väterlicherseits haben auch in Doghat gelebt. Wir haben uns oft besucht, was sehr schön war. Im Sommer war es sehr heiß und im Winter kalt.

Als eine feindlich gesinnte Gruppe nach Mossul und in andere Städte gekommen ist, sind viele Menschen in mein Dorf gekommen. Diese Gruppe hat viele Menschen getötet und ausgeraubt. Viele Jesiden wurden dazu aufgefordert Muslime zu werden. Menschen, die sich geweigert haben, wurden getötet. Kleine Jungen wurden mitgenommen und in eine Islamschule geschickt. Sie mussten auch lernen, wie man mit Waffen umgeht. Kleine Mädchen wurden zwangsverheiratet. Mädchen, die das nicht wollten, haben sich selbst umgebracht. Ihre Familien waren schon tot.

Meine Schule wurde geschlossen. Wir haben dann gehört, dass diese feindliche Gruppe weiter vordringen werde. Wir haben Angst bekommen und alle Menschen haben Doghat und andere Dörfer verlassen. Einige sind auch nach Deutschland gegangen. Ich habe dann mit meiner Familie und meinen Großeltern ein Jahr in Dohuk bei Verwandten gelebt. Dort konnte ich nicht in die Schule gehen.

Nach einem Jahr sind wir zurück nach Doghat gegangen. Das Dorf war heruntergekommen und unser Haus nicht mehr schön. Meine Eltern haben vorgeschlagen, dass mein Bruder, mein Cousin und ich gemeinsam mit meinem Onkel und seiner Familie nach Deutschland gehen.

Wir sind dann mit dem Flugzeug in die Türkei geflogen und haben dort einen Monat gelebt. Danach sind wir nach Bulgarien gegangen, teilweise zu Fuß. Dort waren wir nicht lange. Von dort sind wir nach Serbien, Kroatien und Österreich gegangen. Nach zwei Monaten waren wir in Deutschland. Wir sind in Gießen aus dem Zug gestiegen. In Gießen war ich ungefähr eine Woche, danach kamen wir nach Eschwege. Dort habe ich fünf Monate in einer Gemeinschaftsunterkunft gelebt, dann zwei Monate in Hanau-Wolfgang und seit dem 15.08.2016 bin ich hier. Mit netten Betreuern und anderen Jungs, die ohne Eltern nach Deutschland gekommen sind, lebe ich in einer Wohnung.

Seitdem konnte ich wieder die Schule besuchen. Ich habe die deutsche Sprache gelernt, ich lerne schwimmen, habe einen Fahrradführerschein gemacht und neue Freunde gefunden.