Hallo,
ich bin in Deutschland geboren, habe meine Kindheit hier verbracht und besuchte hier den Kindergarten. Leider mussten wir, als ich sechs Jahre alt war, in die Heimat meines Vaters. Dort musste ich zunächst die Sprache lernen. Ich war in einer anderen Gesellschaft, ging zur Schule und es war alles sehr schwer für mich, weil alles anders war. Die deutsche Sprache verlernte ich nach einer Weile. Mein Vater hat sehr viel Geld ausgegeben, um uns dort auf eine Privatschule zu schicken. Die staatlichen Schulen sind in dieser Gegend nicht gut, weil in jeder Klasse etwa 90 Schüler sind. In der Privatschule wurde ich bis zum Ende der 8.Klasse unterrichtet.
2014 nahm mein Leben eine dramatische Wendung. Mein Vater arbeitete bei der Deutschen Botschaft. Im April 2014 war er mit einem deutschen Arbeitskollegen dienstlich unterwegs. Es gab einen Anschlag. Mein Vater wurde angeschossen und erlitt eine Schussverletzung am Kopf. Es war für uns ein riesiger Schock. Zum Glück überlebten er und sein Arbeitskollege. Danach ist alles schlechter geworden. Der Bürgerkrieg und die Bombardierungen begannen. Die deutsche Botschaft schloss und die deutschen Mitarbeiter wurden evakuiert. Alle anderen Beschäftigten haben sich zu Hause versteckt. Die Situation war katastrophal. Wir haben uns entschieden, dass mein Vater das Land verlassen muss, um sich und uns zu retten. Es war sehr gefährlich und ein großes Risiko. Man konnte nicht mehr das Haus verlassen. Der Flughafen war zerstört, deshalb musste mein Vater mitten in der Nacht einen gefährlichen Weg auf sich nehmen um ins Nachbarland zu kommen. Von dort ist er nach Deutschland geflogen. Die Zeit ohne meinen Vater war sehr schlecht. Wir hatten keinen Strom, konnten die Schule nicht besuchen, hatten kaum etwas zu Essen, keine Sicherheit und der Bürgerkrieg und die Bombardierungen nahmen nicht ab. Einen Monat später rettete uns mein Vater und wir nahmen den gleichen gefährlichen Weg, wie mein Vater zuvor. Dieser eine Monat, an dem mein Vater nicht da war, kam mir vor wie eine Ewigkeit.
Ich danke meinem Vater dafür, dass er uns gerettet und uns in unsere Heimat zurückgebracht hat.